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Den Schrecken des Ersten Weltkrieges begegnet: Gedenkstätten in Verdun besucht

Eine Reise in eines der dunkelsten Kapitel der deutsch-französischen Nachbarschaft unternahmen jetzt die Sekundarstufenschüler der Klassen 9.

Auf Einladung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge besuchten die Jugendlichen die ehemaligen Schlachtfelder von Verdun in Frankreich.

Hier tobte vor genau 100 Jahren, von Februar bis Dezember 1916, die „Hölle von Verdun“ , eine der schwersten und verlustreichsten Materialschlachten des Ersten Weltkrieges, die von  Überlebenden dieser monatelangen erbitterten Kämpfe auch die „Blutmühle“ oder „Knochenmühle“ von Verdun genannt wurde.

Das Überleben war hier in Verdun jedoch die Ausnahme. Die Schüler erfuhren, dass die durchschnittliche Überlebenschance des Verdunkämpfers nur vier Tage betrug, denn noch nie zuvor hatte sich die Zerstörungskraft der durch die Industrialisierung hervorgebrachten neuen Waffen auf einem solch kleinen Raum konzentriert. Somit gilt Verdun noch heute als Sinnbild für die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Ersten Weltkrieges.

Ihre Reise in die Vergangenheit begannen die Schüler auf dem deutschen Soldatenfriedhof Hautecourt, der annähernd 8000 deutsche Kriegstote des Ersten Weltkrieges beherbergt. Allein mehr als 5000 Opfer ruhen in drei großen Gemeinschaftsgräbern.

Granattrichter prägen auch noch nach 100 Jahren das Landschaftsbild im ehemaligen Kampfgebiet. Tausende von Artilleriegranaten durchpflügten das Gelände, das durch den Einsatz von Giftgas vollkommen verseucht war. Für die Bewohner von 9 Dörfern im Kampfgebiet bedeutete das Jahr 1916 die völlige Auslöschung ihrer Heimat. Beim Gang durch das Dorf Fleury begegneten unsere 9. Klässler den Spuren des zerstörerischen Artilleriefeuers. Nur noch Gedenksteine erinnern an die Gebäude und den Straßenverlauf. Noch heute gibt es hier im ehemaligen Kampfgebiet ungeräumtes Gelände, das nicht betreten werden darf. Hinweisschilder warnen den Besucher vor dem Betreten dieser „roten Zone“, denn noch immer liegen scharfe Granaten unter der Erdoberfläche.

Geschichtsunterricht vor Ort erlebten die Realschüler im neu gestalteten Memorial de Verdun. Das Museum präsentiert als ein modernes Dokumentationszentrum mit einer anschaulichen Ausstellung. Dieser Ort verbindet ganz bewusst die traurigen Schicksale der Menschen beider Nationen und des gesamten europäischen Kontinentes.

Der Gang durch das Fort Douaumont, eines der größten Festungswerke um Verdun, vermittelte auf bedrückende Weise einen Einblick in die menschenunwürdigen Lebensumstände, denen die Frontsoldaten oft monatelang ausgesetzt waren. Der ohrenbetäubende Lärm durch den ständigen Artilleriebeschuss, Ungeziefer und Krankheiten, alltäglicher Wasser- und Nahrungsmangel sowie unvorstellbare hygienische Zustände lassen den Besucher erahnen, dass so mancher Soldat angesichts dieser Bedingungen den Verstand verlor.

Der französische Nationalfriedhof mit seinen 15000 Grabstätten und das Gebeinhaus mit den sterblichen Überresten von 130 000 Menschen, die nicht identifiziert werden konnten, führten den Schülern den sinnlosen Tod junger Menschen auf eindringliche Weise vor Augen.

Der schon von weitem sichtbare gewaltige Turm des Gebeinhauses erinnert den Betrachter an ein in den Boden gerammtes Schwert, das das Ende der Kämpfe symbolisiert.

Beim Gang um das Monument bot sich den Schülern ein grausiges Bild, denn durch die Glasscheiben der kleinen Fenster sind die menschlichen Gebeine in den Krypten zu sehen. Hier im Gebeinhaus gibt es keine Unterscheidung der Opfer nach Nationen oder Religionen. Im Tod sind sie alle vereint.

Im Inneren des Gebäudes suchten die jungen Besucher den einzigen Gedenkstein für einen deutschen Soldaten. Es ist Peter Freundl, der 2 Tage nach seinem 21. Geburtstag in den Kämpfen um Verdun fiel.

Der französische Nationalfriedhof am Gebeinhaus mit seinen 15000 Kreuzen und Grabstelen ist für unsere französischen Nachbarn „heilige Erde“. Jedes Grab ist mit einem Rosenbusch bepflanzt und trägt die Inschrift „Mort pour la France“ (gestorben für Frankreich).

Sichtlich beeindruckt und still geworden legten Romey Reintges, Hannah Alef, Noah Kachler und Julia Falkowski Blumen auf das Grab des französischen Infanteristen Jean Baptiste Nicolas, der am 26. Oktober 1916 in den Kämpfen sein Leben verlor und nur wenige Jahre älter war als die Schüler.

Auch an dem weltweit einzigen deutschen Soldatenfriedhof in einer Festung wurden von Schülerin Natalia Cierpial Blumen niedergelegt. Hinter der Steinmauer liegen die sterblichen Überreste von 679 Menschen, die am 8. Mai 1916 Opfer einer Munitionsexplosion im Inneren des Forts wurden und hier bestattet liegen.

 

 

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