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Geschichtsunterricht führte Westerburger Realschüler plus nach Verdun

Eine Reise in eines der dunkelsten Kapitel der deutsch-französischen Nachbarschaft unternahmen die Sekundarstufenschüler der Klassen 9 der Realschule plus Westerburg.

Auf Einladung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge besuchten die Realschüler unter der Leitung des Ehepaars Bettina und Michael Hörter aus Koblenz die ehemaligen Schlachtfelder von Verdun in Frankreich.

Hier tobte vor mehr als 100 Jahren von Februar bis Dezember 1916 die „Hölle von Verdun“ , eine der schwersten und verlustreichsten Materialschlachten des Ersten Weltkrieges, die von Überlebenden dieser monatelangen erbitterten Kämpfe auch die „Blutmühle“ oder „Knochenmühle“ von Verdun genannt wurde.

Das Überleben war hier in Verdun jedoch die Ausnahme. Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass die durchschnittliche Überlebenschance eines Soldaten in Verdun nur vier Tage betrug, denn noch nie zuvor hatte sich die Zerstörungskraft der durch die Industrialisierung hervorgebrachten neuen Waffen auf einem solch kleinen Raum konzentriert. Somit gilt Verdun noch heute als Sinnbild für die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Ersten Weltkrieges.

Ihre Reise in die Vergangenheit beginnen die Realschüler beim Fort Douaumont. Der Gang durch das Fort, eines der größten Festungswerke um Verdun, vermittelt auf bedrückende Weise einen Einblick in die menschenunwürdigen Lebensumstände, denen die Frontsoldaten oft monatelang ausgesetzt waren. Der ohrenbetäubende Lärm durch den ständigen Artilleriebeschuss, Ungeziefer und Krankheiten, alltäglicher Wasser- und Nahrungsmangel sowie unvorstellbare hygienische Zustände lassen den Besucher erahnen, dass so mancher Soldat angesichts dieser Bedingungen den Verstand verlor.

Michael Hörter führt die Gruppe vor eine verschlossene Nische mit einem schlichten Kreuz und Blumenkränzen. Es handelt sich um den weltweit einzigen deutschen Soldatenfriedhof in einer Festung. Hinter der Steinmauer liegen die sterblichen Überreste von fast 700 Menschen, die am 8. Mai 1916 Opfer einer Munitionsexplosion im Inneren des Forts wurden und hier bestattet liegen.

Granattrichter prägen auch noch nach 100 Jahren das Landschaftsbild im ehemaligen Kampfgebiet. Tausende von Artilleriegranaten durchpflügten das Gelände, das durch den Einsatz von Giftgas vollkommen verseucht war. Für die Bewohner von 9 Dörfern im Kampfgebiet bedeutete das Jahr 1916 die völlige Auslöschung ihrer Heimat. Beim Gang durch das Dorf Fleury begegnen die Schüler den Spuren des zerstörerischen Artilleriefeuers. Nur noch Gedenksteine und Tafeln erinnern an die Gebäude und den Straßenverlauf. Noch heute gibt es hier im ehemaligen Kampfgebiet ungeräumtes Gelände, das nicht betreten werden darf. Hinweisschilder warnen den Besucher vor dem Betreten dieser „roten Zone“, denn noch immer liegen scharfe Granaten unter der Erdoberfläche.

Geschichtsunterricht vor Ort erleben die Realschüler aus Westerburg anschließend im neu gestalteten Memorial de Verdun. Nach der Wiedereinweihung vor ungefähr zwei Jahren präsentiert sich das Museum als ein modernes Dokumentationszentrum mit einer anschaulichen Ausstellung, bestehend aus Bildern, Berichten, Dokumenten, Kriegsgerät, Filmen und 3-D Animationen. Dieser Ort verbindet ganz bewusst die traurigen Schicksale der Menschen beider Nationen und des gesamten europäischen Kontinentes.

Der französische Nationalfriedhof mit seinen 15000 Grabstätten und das Gebeinhaus mit den sterblichen Überresten von 130 000 Menschen, die nicht identifiziert werden konnten, führen den Jugendlichen den sinnlosen Tod junger Menschen auf eindringliche Weise vor Augen.

Der schon von weitem sichtbare gewaltige Turm des Gebeinhauses erinnert den Betrachter an ein in den Boden gerammtes Schwert, das das Ende der Kämpfe symbolisiert.

Beim Gang um das Monument bietet sich den Schülern ein grausiges Bild, denn durch die Glasscheiben der kleinen Fenster sind die menschlichen Gebeine in den Krypten zu sehen. Hier im Gebeinhaus gibt es keine Unterscheidung der Opfer nach Nationen oder Religionen. Im Tod sind sie alle vereint. Im Inneren des Gebäudes sehen die jungen Besucher die Gedenksteine der gefallenen Soldaten. Eine einzige Gedenktafel ist die eines Deutschen: Peter Freundl, der 2 Tage nach seinem 21. Geburtstag in den Kämpfen um Verdun fiel.

Der französische Nationalfriedhof am Gebeinhaus mit seinen 15000 Kreuzen und Grabstelen ist für unsere französischen Nachbarn „heilige Erde“. Jedes Grab ist mit einem Rosenbusch bepflanzt und trägt die Inschrift „Mort pour la France“ (gestorben für Frankreich).

Sichtlich beeindruckt und still geworden legen die Realschüler aus Westerburg Blumen auf Gräber französischer Soldaten nieder, die im Oktober 2016 in den Kämpfen ihr Leben verloren und nur wenige Jahre älter waren als die Schüler.

Den Abschluss der Fahrt bildet der Besuch der unterirdischen Zitadelle in der Innenstadt, die als Symbol des Widerstands der französischen Nation gilt. Die Jugendlichen durchfahren die unterirdischen Räume und Gänge mit Wagons, die mit Audioguides ausgestattet sind. Sehr beeindruckend wird das Leben der in der Zitadelle stationierten Soldaten dargestellt. Authentisches Bildmaterial und zahlreiche Dokumente erklären den Jugendlichen die näheren Umstände zum Kriegseintritt Frankreichs und die Schlacht von Verdun im internationalen Kontext.

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